Daniel Lütolf ist seit seiner
Jugend von den Tieren fasziniert.
Heute ist er ein erfolgreicher Züchter und verkauft
seine Vögel auf der
ganzen Welt.
Am kommenden Wochenende veranstaltet der Schweizerische
Wellensittich-Züchter-Verband (SWV) in Würenlos
seine bedeutenste
Ausstellung. Auch Daniel Lütolf nimmt mit seinen Vögeln
an der
Schweizermeisterschaft teil.
Daniel Lütolf, amtierender und mehrfacher Schweizermeister,
hat mit elf
Jahren sein erstes Wellensittich-Pärchen bekommen.
Bald darauf gab es eine
kleine Familie. Mit ungefär 15 Jahren fing er an, zielstrebig
zu züchten.
Der Jugendliche investierte damals sein ganzes Taschengeld
in Futter und den
Kauf neuer Vögel. Mittlerweile ist sein Hobby selbsttragend.
Er ist ein
erfolgreicher Züchter, der seine Vögel an Züchter
in Europa und Übersee
verkauft. «Jedoch nur an Züchter, von denen ich
weiss, dass sie die Vögel
gut halten», sagt er.
Noch immer ist Lütolf von Wellensittichen, einer australischen
Papageienart,
begeistert: «Die Wellensittiche sind sehr neugierige
und gelehrige Vögel.
Sie haben ein interessantes Sozialverhalten und sind uns
Menschen in manchen
Beziehungen sehr ähnlich.» Auch sie kennen Eigenschaften
wie Neid,
Eifersucht und Zuneigung. «Viele Päärchen
bleiben sich ein Leben lang treu»,
fügt er an.
Der wettkampf ist interessant
«Als Züchter kann ich Leben kreieren, das ist
fasziniernd», erzählt er. Sein
Erfolgsrezept, ist es, die Vögel zu verstehen und sich
die Partner möglichst
selber auswählen zu lassen. An den Schweizermeisterschaften
reizt ihn der
Wettkampf. «Der Pokal ist mir nicht so wichtig - von
denen habe ich schon
haufenweise», meint Lütolf schmunzelnd. «Es
ist spannend, sich mit anderen
zu messen», sagt er. Die Ausstellung ist auch eine
Repräsentation seiner
Arbeit und Werbung. Denn die Schweizermeistenschaften sind
ein Höhepunkt im
Verbandsjahr. Die Bilder gehen um die ganze Welt. «Die
Schweiz ist weltweit
beim Züchten von Wellensittichen ganz vorne. »
Daniel Lütolf stellt auch an den Europameisterschaften
aus, wo er dieses
Jahr den besten Altvogel stellte. Die Weltmeisterschaften
findet er jedoch
nicht gut. Denn dort sind die Vögel während 11
Tagen in den kleinen
Ausstellungskäfigen eingesperrt. «Gute Züchter
muten das ihren Tieren nicht
zu», stellt er klar. An den Schweizermeisterschaften
in Würenlos sind die
Vögel nur zwei Tage in den Ausstellungskästen,
dann dürfen sie wieder nach
Hause.
Dem Würenloser ist eine artgerechte Tierhaltung ein
grosses Anliegen. Er
hält seine Vögel möglichst naturgetreu, stattet
die Volièren mit Naturästen
aus und schaut, dass sie sich ausgewogen und abwechslungsreich
ernähren. «Es
ist wichtig, dass man die Vögel schon als Kücken
oft in die Hand nimmt. Nur
so gewöhnen sie sich an die Menschen und werden zutraulich»,
erzählt der
36-Jährige. Damit er sich etwa drei bis vier Stunden
pro Tag um seine
Schützlinge kümmern kann, arbeitet er 60 Prozent
als Sekundarlehrer in
Zürich.
die Haltung ist das a und o
Was macht eigentlich ein schöner Wellensittich aus?
«Das wichtigste ist,
dass der Vogel eine grosse, harmonische Gestalt hat»,
erklärt Lütolf. Auch
sollten sie eine aufrechte Haltung haben. Diese kann man
ihnen antrainieren,
indem man sie zu einem Vogel setzt, der das Schauverhalten
schon intus hat.
Denn: «Die Wellensittiche schauen viel bei ihren Artgenossen
ab und
versuchen, sie zu imitieren», sagt er. Das Kopfgefieder
soll buschig, das
Gesicht breit, die sogenannte Maske tief und die sechs grossen
runden
Kehltupfen gleichmässig verteilt sein. Kurz: Die Schönheitsanforderungen
an
die Kandidaten und Kandidatinnen sind hoch.
Der Würenloser wird etwa 40 bis 50 Vögel, von
seinen insgesamt ungefär 250
Wellensittiche mit an die Ausstellung bringen. Damit die
Vögel an diesen
zwei wichtigen Tagen schön aussehen, gibt ihnen Lütolf
kein Naturholz und
keinen Randen mehr in die Käfige. Denn davon erhalten
sie grüne Schnäbel und
rote Köpfe vom Randensaft. «Wellensittiche sind
verspielt. Manchmel
schmieren sie sich die Köpfe extra mit Randensaft voll.
Das ist dann schwer,
wegzukriegen» erzählt er. Zudem werden die Kandidaten
vor der Ausstellung
mit einer Zahnbürste und lauwarmem Wasser geputzt und
frisiert.
Sicher ist Sicher
Die Wellensittiche des Würenlosers sind in Volièren
im Keller und
Aussenkäfigen untergebracht. Als Prävention vor
der Vogelgrippe hat Lütolf
seine Aussenvolière mit Plastik eingepackt. «Lieber
einmal zu viel schützen
als zu wenig», ist seine Haltung. So liess sich der
frischgebackene Vater
nicht gegen die Grippe impfen und hat kein Tamiflu zu Hause.
«Wenn ich
wirklich Angst hätte vor der Seuche, würde ich
nicht ausstellen.» Die einzig
wirkliche Gefahr drohe von der Übertragung durch Wildvögel.
Dass man als
Züchter keine kranke Tiere an die Ausstellung mitbringt,
ist Ehrensache.
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